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Whitechapel

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TRACKLISTING

  1. Yours Truly (Introduction)
  2. Absinthe And Laudanum
  3. Birth Of The 20th Century
  4. Grapes
  5. Ten Bells (Album Version)
  6. Dear Boss
  7. The 4th Dimension
  8. Leather Apron (Album Version)
  9. From Hell
  10. Merrick
  11. Buck's Row
  12. A Violet From Mother's Grave (Interlude)
  13. Miller's Court
  14. In Memoriam (Outroduction)

FAQ – Whitechapel
Label: thexoomo // LC 15792 // thex 1191888
Format: CD
Country: Switzerland
Released: 2009
Genre: Alternative/Electro

Album Reviews

Im Mai 2009 war es endlich soweit – die lang erwartete „Whitechapel“ von F.A.Q. erschien im Rahmen eines Releasekonzertes in Zürich. Einige Titel hatte ich im Laufe der letzten 2 Jahre schon live gehört, aber ich war trotzdem auf die CD-Versionen gespannt. Die VÖ behandelt das Thema „Jack the Ripper“ – einer der brutalsten Mörder in der Geschichte Englands bzw. weltweit. Jeder der 14 Songtitel behandelt einen Teil der Geschichte um den niemals dingfest gemachten Mörder. Bereits der Titel „Whitechapel“ verweist auf einen Londoner Stadtteil, in dem die meisten Morde geschehen sein sollen. Das Cover ist im Stil einer Zeitungsseite der „Times“ von 1888 gestaltet. Zwischen den Songtexten finden sich Zeichnungen immer wieder passend zum Thema. Nun aber zum wesentlichen – der Musik:

Das Intro „Yours truly“ bietet gesprochen von Rubberdoll (bekannt vom Nebenprojekt F.A.Q. vs. Ruberdoll) eine kleine Einführung bzw. Erklärung, worum es in dem Album geht, nur soviel sei verraten – es gibt leider (erwatungsgemäß?) keine neuen Erkenntnisse über den wohl mysteriösesten Serial Killer des 19. Jahrhunderts. Das Intro geht in den ersten Song „Absinthe and Laudanum“ über – ein sehr tanzbarer Track, mit einem eingängigen Refrain. Der Song behandelt die beiden Rauschmittel, die zurzeit von Jack the Ripper populär waren. Als nächstes folgt „Birth of the 20th century“, in dem eine fiktive Sichtweise des Mörders dargestellt wird. „Grapes“ ist mein persönlicher Favorit, wenngleich das Stück im Gegensatz zur Demoversion so verändert wurde, dass man es erst beim Refrain erkennt. Hier wurde die Stimme teilweise extrem verzerrt, aber dank der eingängigen Melodie ist der Song ebenso gut tanzbar und besitzt einen gewissen Ohrwurmcharakter. Der Titel handelt von den Trauben, bzw. den Traubenzweigen, die bei allen 5 Opfern gefunden wurden. Weiter geht es mit „Ten Bells“ – hier wird der Pub behandelt, in dem die Ermordeten regelmäßig verkehrten und man geht davon aus, dass der Mörder hier auf Beutefang gegangen ist. Der Track beginnt mit einer düsteren Stimmung, die Stimme von Phil scheint ein wenig die Grausamkeit vom Ripper wiedergeben zu wollen. Zum Ende hin wird es sehr melodisch, aber auch ein wenig anklagend. In „Dear Boss“ wird ein Transcript des legendären Briefes, welcher als einer der wenigen sehr wahrscheinlich vom Ripper selbst stammt, musikalisch umgesetzt. Fast ohne Pause wird der Text der Schrift vorgetragen. In „The Fourth Dimension“, einem fast sphärischen Lied werden die (möglichen) persönlichen Gedanken von JTR behandelt. Es spielt darauf an, dass der Herr zu den Freumaurern gehört haben könnte.

Als nächstes folgt wieder ein schneller Song – „Leather Apron“ (Lederschürze). So wurde der Ripper genannt, bevor er sich selbst den weitaus bekannteren Namen gab, da bei einem der Opfer ein Stück einer Lederschürze gefunden wurde. Hier wird der elektronische Sound von zeitweiligem Sprechgesang ergänzt, um im nächsten Moment wieder der Melodie zu folgen. Der Ripper sieht sich selbst als Erlöser, welcher die Frauen von ihrem trostlosen Dasein befreit – dies wird in „From Hell“ behandelt (siehe auch den gleichnamigen Film mit Johnny Depp). Die Komposition beginnt sehr ruhig, Phil (in diesem Fall in der Rolle des Rippers) legt hier sein Augenmerk intensiv auf die Erlösungsthematik. Ab der Mitte etwa setzt ein treibender Beat ein, um die Dramatik noch zu unterstützen. „Merrick“ ist einem der ursprünglichen Tatverdächtigen gewidmet. Joseph Carey Merrick wurde aufgrund seiner angeborenen Mutation als Schreckensgestalt gesehen und zuerst als Mörder verdächtigt. Auch hier ist die Stimme teilweise wieder verzerrt, um das Schicksal des Gepeinigten zu unterstreichen. In „Bucks Row“ werden die fünf bzw. 6 Tatorte erwähnt. Wobei man sich beim 6. bis heute nicht sicher ist, ob der Mord dem Ripper zugeschrieben werden kann. Hier handelt es sich um eine Art Ballade – sofern man das bei diesem Thema so bezeichnen kann. Wobei auch im Laufe des Songs die Dramatik der ganze Geschichte zum Vorschein kommt, indem der Musik schneller wird und Phil eindringlich singt „The devil’s after you, The devil’s calling you“. „A violet from mother’s grave“ ist ein Lied, welches das fünfte Opfer Mary Jane Kelly laut Zeugenaussagen kurz vor ihrem Tod gesungen hat. Dieser Titel wird erneut von Rubberdoll dargeboten, sie wird dabei nur von einem Klavier begleitet. Das vorletzte Stück „Miller’s Court“ gefällt mir nicht sonderlich, da zeitweilig sehr anstrengend, aber wenn man den Hintergrund kennt, kann man das in gewisser Weise nachvollziehen – es wird der Tatort des wahrscheinlich letzten und brutalsten Mordes beschrieben und das wiederum ist musikalisch dann doch wieder gut umgesetzt. Den Abschluss „In Memoriam“ kann man nicht wirklich als Song bezeichnen – es werden alle 5 Opfer von Jack the Ripper mit Fundort und Geburts- und Sterbedatum aufgezählt – sozusagen als Widmung. Auch hier kommt Rubberdoll wieder zum Einsatz.

Zusammenfassend kann ich sagen: Ein Album, welches ein sehr komplexes Thema zum Inhalt hat und musikalisch sehr gut im typischen F.A.Q.-Stil umgesetzt wurde. Es gibt keine neuen Antworten, sondern „nur“ die Sichtweise und Gedanken, die sich Philip Noirjean zu diesem Thema gemacht hat. Die Beschäftigung damit lohnt!
terrorverlag.com